13. April 2007

Wo beginnt Sklaverei?

Als ich heute an der Kasse im Supermarkt stand, konnte ich beobachten wie die Kassiererin an der Kasse neben meiner so unerhört herzzerreißend und lange gähnte, dass ich dachte sie sitzt dort schon hundert Stunden und schläft jeden Moment ein. Sie muss ins Bett dachte ich und dann kam mir die Frage: Wo beginnt Sklaverei?

Sie tat mir leid, wie sie da saß, eingesperrt in ihrer kleinen Box, immer die Kasse vor Augen und tausende Kunden am Tag, von denen der überwiegende Teil sicher freundlich ist, aber es gibt ja auch unsympathische Zeitgenossen. Ewige Nörgler, die mit nichts zufrieden sind und immer nur motzen. Und wer bekommt das im Supermarkt ab? Richtig, die Kassiererin! Wenn man das ein paar Mal miterlebt hat, dann möchte man sich einmal zum Ritter aufblasen und die Kassiererin aus ihrer Sklaverei befreien. Ja, aus ihrer Sklaverei, denn was ist es anderes, wenn junge Frauen gezwungen werden stundenlang in einer kleinen Holzbox zu sitzen und freundlich zu tun? Kann man das nicht anders, menschlicher gestalten? Ist das nicht schon fast eine Form der Freiheitsberaubung? Ich meine, in anderen Ländern steht das unter Strafe! Und wer sagt eigentlich, dass Kassiererinnen immer freundlich sein müssen? Warum können sie nicht auch zurückmotzen oder dem Kunden einfach mal eine reinschlagen? Das ist doch dann mal echte Kritik am Kunden und ein kleiner Schritt zur Revolution in der Kassenbox – ein Schritt auf dem Weg aus der modernen Einzelhandelssklaverei!

Aber solange das noch nicht passiert, solange werde ich Mitleid mit gähnenden Kassiererinnen haben, werde ich mich vielleicht doch mal zum Helden geboren fühlen, sie aus diesem Gefängnis befreien und ins Bett bringen. Denn wer, wenn nicht ich, sollte dieses Zeichen einer hilflosen Kassiererin besser verstehen?